Lerntheorie

 

Hier wird es theoretisch, wie der Name schon sagt. Dieses Wissen vermittelt Ihnen eine gute Hundeschule.
Auch ich werde meine Welpenerwerber entsprechend anleiten.


Ich habe lange überlegt, ob so viel Hintergrundwissen auf diese Homepage gehört. Aber aus Tierschutzgründen habe ich mich nun dazu entschlossen. Man sollte als Hundeführer wissen, was man da eigentlich tut bzw. kritisch manche Trainerempfehlungen auch hinterfragen können.

KOMMUNIKATION

Hunde kommunizieren v.a. über Mimik (Gesichtsausdruck) und Gestik (Körper-sprache), am wenigsten über Lautäußerungen. Im Grund könnte man einen Hund ohne Sprache ausbilden, im Zweifelsfall versteht er auch chinesisch.
Unsere Körperhaltung allerdings dem Hund gegenüber ist essentiell für das gegenseitige Verstehen. Wenn wir uns z.B. über den Hund beugen, dann ist das häufig etwas Bedrohliches für ihn v.a.in Kombination mit harten Kommandos.

INSTRUMENTELLE KONDITIONIERUNG

Man kann einem Hund durch 4 verschiedene Methoden etwas beibringen:

Positive Verstärkung (+)
Negative Verstärkung (+)
Positive Strafe (-)
Negative Strafe (-)

POSITIVE VERSTÄRKUNG - meine favorisierte Methode
Ein erwünschtes Verhalten wie Sitz oder Herkommen wird verstärkt gezeigt, wenn DANACH etwas Positives wie Lob, Leckerli, Streicheleinheiten oder Spiel hinzugefügt wird. AHA, denkt der Hund: DAS lohnt sich für mich!
Das setzt aber voraus, dass man die Übung nicht zu schwer macht, so dass es auch immer etwas zu Belohnen gibt.

Das Herkommen wird also zuerst morgens in der Küche mit einem hungrigen Hund geübt, bevor man in den Garten geht, später ins Gelände mit und ohne Ablenkung. Wenn eine Übung nicht funktioniert, muss man seinen Blick schärfen: Ist das eine ganz neue Umgebung für den Hund, sind da neue Umgebungsgeräusche, gibt es hormonelle Ursachen oder hat der Hund gar Schmerzen? Im Zweifelsfall für den Angeklagten!
Dann stellt man die Ursache ab, oder geht einen Schritt zurück und schon funktioniert das SITZ oder was auch immer.
Erst wenn ein Hund weiß, was er tun soll und ganz offensichtlich ungehorsam ist, wird auch mit positiver Strafe (s.u.) gearbeitet.

POSITIVE STRAFE
Ein unerwünschtes Verhalten wie z.B. in die Leine Beißen wird unterbunden, indem etwas Unangenehmes wie strenge Stimme, einen Schmerz oder Schreck hinzugefügt wird. Diese Form der Erziehung ist eigentlich jedem Menschen geläufig.

Der Hund merkt: DAS lasse ich in Zukunft besser bleiben, das ist mir unangenehm, das lohnt sich für mich nicht!

NEGATIVE VERSTÄRKUNGz.B. Zwangsapport
Dem Hund wird unter Fixierung ein Druckschmerz zugefügt. Dann wird ihm ein Apportel ins Maul geschoben. Wenn der Hund das Apportel festhält, dann wird der Druckschmerz gelockert, d.h. ein erwünschtes Verhalten (Apportel festhalten) wird gezeigt, weil in Konsequenz etwas Unangenehmes (Druckschmerz) weggenommen wird.

Bei der positiven Verstärkung arbeitet der Hund freiwillig und wird dafür belohnt (Hund zeigt richtige Handlung, dafür Belohnung). Bei dieser Methode wird über Motivation gearbeitet, die Zeit und Fingerspitzengefühl erfordert. Trotzdem, das will ich nicht verschweigen, muss bei Verweigerung auch mit einem Strafreiz gearbeitet werden.

Bei der negativen Verstärkung wird zuerst Zwang ausgeübt, der erst nachlässt, wenn der Hund ein erwünschtes Verhalten zeigt (Hund zeigt die erwünschte Handlung, Druckschmerz lässt nach). Diese Methode ist sicher geeignet für beratungsresistente Hunde und in bestimmten Situationen. Sie macht die Hunde hart und vielleicht auch zuverlässiger im Apport. Sie kann aber auch Hunde brechen, ihren Willen und ihre Arbeitsfreude. Das ist meine Einschätzung.

NEGATIVE STRAFE
Ein unerwünschtes Verhalten wie z.B. am Menschen Hochspringen z.B. als Begrüßung wird unterbunden, indem man etwas Angenehmes wie Aufmerksamkeit entzieht.
In diesem konkreten Fall dreht man sich lautlos ab, wenn der Hund hochspringt, schimpft nicht, macht keine Abwehr-bewegungen, das alles ist nämlich immer noch Aufmerksamkeit für den Hund. Wenn der Hund mit allen 4 Pfoten auf dem Boden ist,
dann geht man schnell in die Hocke und streichelt ihn kurz dafür. Man muss wissen, dass Hunde sich über Mundwinkel Lecken begrüßen. Im Grund will ihr Hund nur an Ihren Mund, deswegen springt er hoch. Wir haben ihm gelernt: Hochspringen lohnt
nicht, beim unten Bleiben wirst du begrüßt. So einfach ist das!

INTENSITÄT, TIMING, KONSEQUENZ

INTENSITÄT
Damit eine Belohnung als Lob und eine Bestrafung als Strafe empfunden wird, muss deren Intensität stimmen. Diese hängt vom einzelnen Hund ab, manchmal von der Tagesform und auch von der Leistung, die vom Hund abverlangt wird.
Ein mäkeliger Fresser mit Verdauungs-problemen wird schlecht mit Futter zu belohnen sein. Der eine Hund liebt Zerrspiele, der andere tut alles für einen wohlwollenden Blick. Für eine Futterschleppe muss man auch mal Saitenwurst und Käse anbieten.
Dasselbe gilt für die Dosis einer Strafe. Diese ist v.a. abhängig vom Individuum Hund. Da gibt es große Unterschiede. Es gibt einfach Hunde, die eine härtere Hand brauchen. Aber Vorsicht! Genau hinschauen! Häufig sind es Führerfehler, warum eine Übung nicht funktioniert.

TIMING
Damit die 4 Erziehungsmethoden (s.o. Verstärkung, Strafe) funktionieren, kommt es auf das Timing der Belohnung bzw. Strafe an.
Sie müssen innerhalb 1 Sekunde belohnen und bestrafen bzw. Konsequenz einfordern.

KONSEQUENZ
Immer und überall, das fällt den meisten Menschen sehr schwer. SITZ heißt SITZ. Steht der Hund auf, sofort korrigieren. Wenn er dann sitzt, sofort loben. Dann begreift ein Hund sehr schnell, was sein Hundeführer eigentlich will.

4F: FIGHT, FLIGHT, FREEZE, FIDDLE ABOUT

Das sind die sogenannten scoping Strategien. Sowohl Menschen, als auch Tiere reagieren in Stress Situationen unterschiedlich.

FIGHT
Diese Hunde greifen an, wenn sie Angst haben.

FLIGHT
Diese Hunde fliehen. Die Fahrerflucht bei manchen (!) Menschen zählt dazu. Sie wollen sich nicht der Strafe entziehen, sondern handeln nach dem Motto: Nichts wie weg!

FREEZE
Diese Hunde erstarren, obwohl sie vlt. gerne beißen würden. Dieser Verdacht drängt sich mir beim Zwangsapport auf: weil die Hunde fixiert sind, ergeben sie sich in ihr Schicksal und ertragen den Schmerz, obwohl er vlt. unerträglich ist. Können wir das mit Sicherheit ausschließen?
Ein Kaninchen z.B. auf dem Bauch eines bettlägerigen Patienten, welches unablässig gestreichelt wird, obwohl es eigentlich gerne wegrennen möchte, erleidet Qualen, welche ein ungelerntes Auge nicht wahrnimmt. Diese erlernte Hilflosigkeit ist extrem tierschutz-widrig.

FIDDLE ABOUT
Das sieht aus wie Spielverhalten, es sind aber eigentlich Übersprungshandlungen zur Stressreduktion.

CLICKERTRAINING

KLASSISCHE KONDITIONIERUNG
Ein unbekannter Gegenstand wie das Klappern der Futterschüssel oder der Ton eines Clickers wird im Anschluss mit Futter positiv besetzt. CLICK und LECKER, ein paar Mal, dann wird der Clickerton selbst zum Belohner.

OPERANTE KONDITIONIERUNG
Nun kann mit Hilfe des Clickers eine Handlung wie der zufällige Blickkontakt belohnt werden, ohne dass immer Futter gegeben werden muss.
Dies nur in Kürze und ergänzungshalber.